Bundeskanzlerin Angela Merkel zu Gast beim Deutschen Ethikrat
Am 24. April 2013 fand im Französischen Dom in Berlin eine öffentliche Abendveranstaltung des Deutschen Ethikrates aus der Reihe Forum Bioethik zum Thema „Zusammenhalt im demografischen Wandel“ statt. In den kommenden Jahrzehnten wird die Bevölkerung in Deutschland abnehmen, der Anteil älterer Menschen sowie von Menschen mit Migrationshintergrund zunehmen. Der Deutsche Ethikrat diskutierte mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und über 350 Gästen unter anderem folgende Fragen: Welche Verantwortung haben der Einzelne und die Gesellschaft für die Gestaltung des demografischen Wandels? Wie können Solidarität und Toleranz gefördert werden?
Die Vorsitzende des Ethikrates, Christiane Woopen, betonte, dass zunächst Grenzen in den Köpfen der Menschen überwunden werden müssen. „Interesse und Wertschätzung als Grundhaltung gegenüber unterschiedlichen Lebensentwürfen, Kreativität in der Entwicklung neuer Formen des gemeinsamen Lernens, Arbeitens und Lebens sowie Gerechtigkeit bei der Verteilung von Rechten und Pflichten zwischen Jung und Alt werden die unverzichtbare Grundlage dafür sein, als Gesellschaft im demografischen Wandel zusammenzuhalten“, so Woopen.
Bundeskanzlerin Angela Merkel dankte dem Deutschen Ethikrat für das Aufgreifen dieses Themas. Es sei wichtig, gerade bei langsam sich vollziehenden Prozessen frühzeitig über Gestaltungsmöglichkeiten nachzudenken, zum Beispiel von Rahmenbedingungen für Familien, Gesundheitsversorgung, Integration, Arbeitswelt und Nachhaltigkeit sozialer Sicherungssysteme. Dabei betonte sie neben den Aufgaben der Politik die besondere Bedeutung des ehrenamtlichen und freiwilligen Engagements der Bürgerinnen und Bürger. Der Bürgerdialog habe gezeigt, dass viele über die Gestaltung guten Zusammenlebens nachdächten und zu ehrenamtlicher Tätigkeit bereit seien. Sie sei auf ihrer Demografiereise von der Vielfalt guter Projekte beeindruckt gewesen. Dies müsse unterstützt werden durch eine flexible Handhabung der Zuständigkeiten von Kommunen, Ländern und Bund.
Im anschließenden Podiumsgespräch wurden Fragen aus dem Publikum diskutiert, die von Ratsmitglied Jochen Taupitz zusammengefasst wurden. Die Bundeskanzlerin sowie die Podiumsteilnehmer betonten die Notwendigkeit einer Überwindung von Grenzen politischer Ressorts und sprachen über die Spannung zwischen Ehrenamt und Berufstätigkeit, die Zukunft nationalstaatlichen Denkens und den Beitrag der Kirchen und Religionsgemeinschaften zum Zusammenhalt der Gesellschaft. Bei all diesen Themen wurde deutlich, dass Kreativität im Umgang mit den verschiedenen Lebensphasen und Lebensentwürfen eine Schlüsselrolle spielt. Die Politik ermöglicht über Modelle wie die Pflegezeit Flexibilität, um ehrenamtliche Tätigkeiten zu erleichtern. Außerdem engagiert sie sich für die Unterstützung von Familien. Um den demografischen Wandel bewältigen zu können, müssen Grenzen überwunden werden – hinsichtlich staatlicher Regelungen, ganz wörtlich mit Blick auf grenzüberschreitende Migration, aber vor allem auch in den Köpfen der Menschen. (Text: Deutscher Ethikrat)